Rückblick 40. #BIBChatDE: „Wie messen wir den Wert von Bibliotheken? Mehr als Kennzahlen und Statistiken…“

Im Juli-Austausch wurde intensiv und lebhaft darüber diskutiert, wie wertvoll statistische Erhebungen für die Bibliotheksarbeit sind, wo deren Grenzen sind und was darüber hinaus nötig ist.

Notwendigkeit von Kennzahlen
Unbestritten blieb dabei, dass Ausleih- und Umsatzzahlen wichtige Kenndaten sind. Sie dienen zur Steuerung der Bestandsentscheidungen und dessen Weiterentwicklung. Von Unterhaltsträgern werden sie eingefordert insbesondere für eine gezielte innerstädtische Etatzuweisung.
Dabei wurde aber auch festgestellt, dass die Grundlage für zahlreiche Berechnungen – das KGSt-Gutachten – fast 50 Jahre alt ist und sich somit in keinster Weise auf digitale Medien beziehen kann. Eine Aktualisierung und Anpassung müsste mit den Unterhaltsträgern erarbeitet werden.
Demgegenüber wurde positiv hervorgehoben, dass das wichtigste nationale Vergleichsinstrument, die Deutsche Bibliotheksstatistik, mittlerweile aktueller und klarer strukturiert ist und die auszufüllenden Felder besser und eindeutiger definiert sind.

Doch aus vielerlei Sicht greifen diese Zahlen zu kurz, da Bibliotheksbesucher:innen längst nicht nur als eingeschriebene Nutzer:innen Medien holen und zurückbringen oder sich zu monatlichen Lesungen einfinden. Ein großer Anteil an Besucheraktivitäten mündet nicht in einem Ausleihvorgang.

Messbarkeit von Qualität und Erfolg von Bibliotheksarbeit
Daher sollte sichtbar und im besten Fall messbar gemacht werden, welche Dienstleistungen in der Bibliothek erbracht werden, die für die Gesellschaft relevant und förderlich sind – ggf. auch im Vergleich zu anderen Einrichtungen einer Kommune, um damit die finanzielle und personelle Ausstattung nach Möglichkeit entsprechend ausbauen zu können.

Als wichtige Parameter wurden genannt, um Erfolg und (Aufenthalts)Qualität der Bibliotheksarbeit darstellbar zu machen:

  • Dauer des Aufenthaltes
  • Auslastung der Arbeitsplätze
  • Besucherstrommessungen
  • Beratungstätigkeit
  • Inspirationsfaktor durch Stöbern/Surfen, Aktionen und Veranstaltungen
  • Hilfestellung/Support bei der Nutzung von Endgeräten/Trägermedien – digitale Vermittlungstätigkeit
  • Zugriffszahlen/Interaktionen/Reichweite der SocialMedia-Aktivitäten
  • kooperative Tätigkeiten

Diese Einflussfaktoren zu messen bzw. messbar zu machen, wird als dringend notwendig gesehen, um den ORT Bibliothek in seiner kommunalen Bedeutung zu stärken.

Chancen nach und durch Corona
Daneben haben aber auch die Erfahrungen während der Corona-Schließungszeit gezeigt, wie wichtig Onlineangebote sind in ihrer ortsunabhängigen Verfügbarkeit. Durchweg gab es deutliche Zuwächse bei der Nutzung sämtlicher digitaler Bibliotheksangebote, soweit diese vorhanden und bekannt waren. Bibliotheken, die bereits viele Ressourcen in digitale Angebote inklusive deren Vermittlung gesteckt haben, konnten viele neue Kund:innen gewinnen. Diese zu halten und möglicherweise noch mehr zu generieren, wird eine wichtige Aufgabe bleiben und die Zahlen dazu sollten Ansporn für Gemeinden und Städte sein, beim Auf- und Ausbau dieser Angebote nachzujustieren und mehr zu investieren.

Ein größeres Augenmerk sollte man nach Ansicht einiger Mitdiskutant:innen in die Aufbereitung von Statistiken stecken. Auch Stadt- und Gemeinderäte sind in der Regel keine reinen Zahlenfanatiker. Sinnvolle Vergleiche zu anderen Institutionen oder Städten können hilfreich sein, ebenso wie grafische Darstellungen und Bilder. Anregungen dafür kann man allein mit der Suche nach „Infografiken“ erhalten. Derlei Schaubilder sind wiederum auch nachnutzbar für die Social-Media-Arbeit.

Denn mit einprägsam gestalteten Zahlen können Bibliotheken nicht nur ihre Unterhaltsträger beeindrucken, sondern auch ihre eigene „Community“ und darüber hinaus auf sich aufmerksam machen.