Am 05. Oktober 2020 fand der 43. BibChatDe zum Thema „Engagement von Bibliotheken gegen Rassismus und Fake News“ statt.
Zu Beginn wurden konkrete Maßnahmen, Veranstaltungen und Aktionen von Bibliotheken gegen Fake News und Rassismus gesammelt, um einen Überblick zu schaffen, wie das Engagement derzeit so aussieht.
A1: Schon die Existenz einer öffentlichen Bibliothek sollte als Maßnahme gegen #FakeNews gesehen werden. 🙂 #BibChatDe
— Gereon Kalkuhl (@GereonKalkuhl) October 5, 2020
A1: #Bibliotheken als Ort, wo häufig gegen geringe Nutzungsgebühren gesellschaftsrelevante Veranstaltungen stattfinden können #BIBChatDE
— ulrike lang (@ulrike_lang) October 5, 2020
Bibliotheken wurden als Raum und Möglichkeit genannt, das eigene Wissen zu prüfen und den eigenen Horizont zu erweitern. Aber Bibliotheken können sich, über ihre reine Existenz hinaus, auf vielfältige Weise engagieren, beispielsweise mit dem Angebot von Rechercheworkshops und Fake-News-Identifizierung oder der Teilnahme an Veranstaltungen zur Demokratieförderung wie „Tag der Offenen Gesellschaft“ oder Kooperationen mit lokalen Netzwerken wie zB Respekt und Mut in Düsseldorf.
Besonders hervorgehoben wurde das Planspiel Fake Hunter der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, das mittlerweile in einer Version für Grundschüler*innen und einer für Jugendliche existiert.
Weitere Informationen: Büchereizentrale Schleswig-Holstein oder www.diefakehunter.de
Das Engagement gegen Fake News als bibliothekarischer Auftrag ergibt sich laut der Diskussion aus dem Bildungsauftrag, der auch im Grundgesetz verankert ist.
A2 #bibchatde Wir möchten ja das Grundrecht "sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten" nachkommen. Dazu gehört auch Quellenkritik und eine Hilfe bei der Einordnung von Informationen.
— Dirk Ehlen (@Dirk_Ehlen) October 5, 2020
Dagegen ist der Einsatz gegen Rassismus moralisch und demokratisch begründbar. Wie dieser Einsatz von Seiten der Bibliotheken aussehen kann oder soll, war jedoch deutlich schwieriger zu beantworten als beim Umgang mit Fake News.
Finde aktive Anti-Rassismus-Arbeit auch schwierig. Wo setzt man da als #Bibliothek, als Institution an? MA-Schulungen zur Sensibilisierung? Vermittlung von Anti-Rassismus-Expert*innen an Schulen? Entsprechende Literatur vorhalten scheint mir zu passiv.#BibChatDe A2
— nafunda (@nafunda) October 5, 2020
Wichtig scheint vor allem, dass sich die Bibliotheken als Institutionen im ersten Schritt über ihre eigene Position in einem rassistisch geprägten System klarwerden, denn nur mit Offenheit können Veränderungen stattfinden.
Nicht so tun, als ob Bibliotheken und deren Personal per se davor gefeit sind. Ablegen der selbstgerechten Haltung und Hinterfragen der eigenen Einrichtung. Entwicklung von einem sog. weichen Thema zu einem Thema, das essenziell ist für die Art zu arbeiten, gegenüber Kund*innen..
— WolfgangKaiser (@WolfiKaiser) October 5, 2020
Das Personal ist meist nicht antirassistisch geschult. Es handelt sich um den Öffentlichen Dienst, wo Rassismus selbstverständlich stattfindet (Verwaltung, Schulen, Polizei, Bibliotheken). Das Personal ist weiß, die Kund*innen weisen meist ein höheres Maß an Diversität auf.
— WolfgangKaiser (@WolfiKaiser) October 5, 2020
A3 Ich hatte so meine Probleme mit der Frage, weil ich als erste Reaktion eingeschnappt war. Wie kann man nur glauben, dass Bibliotheken zum str. Rassismus beitragen. Aber genau das ist es wahrscheinlich. Man darf vor der Möglichkeit die Augen nicht verschließen. #BibchatDE
— Dirk Ehlen (@Dirk_Ehlen) October 5, 2020
Als konkrete Maßnahmen wurden unter anderem Diversity-Trainings für die Mitarbeiter*innen, Mystery-Shopping mit konkretem Fokus auf Rassismus oder antirassistische Erwerbungsprofile genannt.
Um speziell die Menschen zu erreichen, die gefährdet sind, sich auf Rassismus oder Fake News einzulassen, gab es wenig Ideen. Diskutiert wurde in dem Zusammenhang kurz, ob das Vorhalten von Medien bestimmter Autor*innen oder aus bestimmten Verlagen vermieden werden müsse oder im Sinne der Informationsfreiheit erforderlich sei.
Die Diskussion hat gezeigt, dass es zu diesen Themen noch eine Menge weiteres Diskussions- und Lernpotenzial gibt. Daher wurden zum Abschluss noch einige Quellen genannt, um sich weiter zu informieren:
A1: Hier kann man die "How To Spot Fake News"-Aufklärungs-Poster der @IFLA übrigens in etlichen Sprachen herunterladen! 👍https://t.co/8LfUK1VokI https://t.co/sMWOgdmW1R (#Covid19-Edition)#Infographics #FakeNews #InformationLiteracy #InformationSociety #Research #BIBChatDE
— Alisa Person (@alisa_per) October 6, 2020
Buchempfehlungen:
Hasters, Alice : Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten
Hund, Wulf D. : Wie die Deutschen weiß wurden – Kleine (Heimat)Geschichte des Rassismus
Kendi, Ibram X. : How To Be an Antiracist
Nduka-Agwu, Adibeli (Hrsg.) ; Hornscheidt, Antje L. (Hrsg.) : Rassismus auf gut Deutsch – ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen
Nocun, Katharina ; Lamberty, Pia : Fake Facts – wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen
Ogette, Tupoka : exit RACISM – rassismuskritisch denken lernen
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Es wäre wünschenswert, wenn Themen und Fragen, die heute diskutiert wurden, nachhaltiger, intensiver und strukturell tiefgehender angegangen würden und der heutige #BIBChatDE nicht nur ein Strohfeuer bliebe, sondern eine Debatte stattfinden würde wie in d. US-amerik.Bibwelt
— WolfgangKaiser (@WolfiKaiser) October 5, 2020