Am 03. Februar 2020 haben wir unseren 35. BIBchatDE gefeiert und uns bundesweit zum genannten Thema der Zukunft kleinerer Bibliotheken ausgetauscht. Der Austausch war sehr ergiebig gewesen.
Wir kennen sie alle, die Bibliotheken auf dem Lande oder die Stadtteilbibliotheken, die ehrenamtlich oder hauptamtlich geführt werden. Für viele unserer Teilnehmer*innen verbinden sich damit Kindheitserinnerung, waren die Einrichtungen doch Anlaufstelle und erster Berührungspunkt mit einer Bibliothek. Die Bedeutung der kleineren Bibliotheken wird recht unterschiedlich in der Republik wahrgenommen, während unsere Nachbarstaaten längst die Bedeutung erkannt haben, wie in den Niederlanden oder Belgien. Fest steht aber, dass mit Social-Media, unsere kleineren Bibliotheken mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt sind, abseits der finanzstarken Großstadtbibliotheken.
Landbibliotheken und Stadtteilbibliotheken bilden oft den ersten Berührungspunkt. Die Nutzer*innen gelangen leichter an Medien, oft niederschwelliger als in der Zentralbibliothek. Die kleineren Einrichtungen sind ein wichtiger Standort zur Medienversorgung auf dem Lande oder im Stadtteil, ohne längere Fahrzeiten und bedienen auch sonst unterschiedliche Präferenzen. Viele Teilnehmer*innen sehen im Rückblick die Bibliotheken als Meilenstein zur Selbstständigkeit, wenn man sich als Kind selbst mit Medien vorsorgen konnte. Nachteilig mag sicherlich sein, dass den Zentralbibliotheken damit Ressourcen genommen werden, anderseits entlasten dezentrale Strukturen die Zentralbibliotheken. Kritisch ist auch weniger die Ausstattung, als vielmehr das fehlende Personal.
Dies ist einer von mehreren Gründen, mit denen die kleineren Bibliotheken zu kämpfen haben. Finanzielle Probleme wirken sich immer auf das Personal und die Ausstattung aus. Zwar kann die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken in den jeweiligen Bundesländern helfen, gleichzeitig besteht aber die Pflicht der Kommune darin, die Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Dies setzt voraus, dass die Bibliotheken gegenüber ihrer Kommune oder Landgemeinde in die Offensive gehen, andernfalls sieht die Zukunft negativ aus.
Auf die Frage, wie die Zukunft der Bibliotheken aussieht, waren sich viele einig, dass der demografische- und strukturelle Wandel vor allem auf dem Land zum Problem werden. Anderseits kann man nicht pauschalisieren, weil es unterschiedlich strukturschwache und strukturstarke Gegenden gibt. Die Zukunftsfähigkeit kann dadurch erzielt werden, wenn die lokale Situation und die Bedürfnisse der Nutzer*innen und Nichtnutzer*innen in den Fokus gerückt werden. Medienangebote sind immer eine, die Aufenthaltsqualität das andere.
Entsprechend müssen die Rahmenbedingungen vorhanden sein. Natürlich kann die Standardformel schnell formuliert werden: Finanzen, Personal und Best-Practice. Es zeigt sich aber auch, dass die Bibliotheken viel stärker in die Offensive gehen müssen. Dies setzt auch voraus, dass strategisch und operativ gehandelt wird. Vielleicht mag der erste Schritt auch damit beginnen, wenn die normative Einstellung, wenn sich das Selbstverständnis des Bibliothekspersonals ändert. Dies setzt voraus, dass wir uns auf der Makroebene mit unserem Selbstverständnis auseinandersetzen müssen.
Die Tweets zum Thema wurden wieder in einem Wakelet festgehalten.