Am 4. Januar 2021 blickten wir im traditionellen Neujahrs-Bibchat auf das vergangene Jahr zurück und sprachen über Themen, die uns weiter begleiten werden. Lest hier die Zusammenfassung.
Wie war das Jahr 2020 in Bibliotheken?
Das Jahr 2020 wurde geprägt und getrieben von der Corona-Pandemie. Die Situation heute unterscheidet sich ganz eklatant von der Situation Anfang des vergangenen Jahres. Die Häuser sind zum überwiegenden Teil geschlossen. Viele Bibliotheksnutzer*innen haben aktuell keinen Zugriff auf den analogen Bestand. Mancherorts wird ein Abholservice angeboten und einige Bibliotheken liefern an die Haustür. Digitale Medien sind in den Vordergrund gerückt. Die Bibliothek als dritter Ort dagegen spielt aktuell keine Rolle. Veranstaltungen finden, wenn überhaupt, online statt.
Viele Beschäftigte in Bibliotheken, und alle Studierende und Lehrende der LIS-Studiengänge, haben zu Hause gearbeitet. Das war neu und lehrreich, aber auch anstrengend.
Die Umstellung auf das virtuelle Büro und die Nutzung digitaler Tools zur Zusammenarbeit schritt sehr unterschiedlich voran. Vielerorts wird weiter wie eh und je in Büros zusammenarbeitet als gäbe es keine Pandemie. Anderorts ist die Akzeptanz für Homeoffice gestiegen oder sogar ein dauerhafter Homeoffice-Tag pro Woche/Mitarbeiter*in geplant.
Weitere wichtige Themen in 2020 waren die UN-Nachhaltigkeitsziele, Demokratiearbeit und die Diskussion um die Gleichstellung von Büchern und E-Books. In der Schweiz wurde ein neues Bibliothekssystem SLSP eingeführt. Der Trend Citizen Science wird in einem Experten-Bibchat am 7. Juni näher beleuchtet werden. Fortbildungen und Tagungen, wie die #vBIB20, fanden virtuell statt. Der Boom von Webinaren, die keine Reisen mehr erforderten, bot eine Vielfalt an niederschwelligen Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit neuen Themen. Durch die außergewöhnliche Situation zeigten sich auch viele Verwaltungen flexibler: Plötzlich konnten neue digitale Tools und Angebote unbürokratisch und schnell eingeführt werden.
Überhaupt haben Bibliotheken schnell und erfinderisch auf die Krisen-Situation reagiert. Stichworte sind hier: kostenlose Digital-Abos, kontaktlose Ausleih-Modelle, Hygienekonzepte und digitale Vermittlungsangebote.
Auch wurden in den Schließzeiten vielerorts Veränderungen vorangetrieben, die ohne Publikum schneller umsetzbar waren, wie Umbauten, Entwicklungen von Leitbildern, Chatsystemen, Websites u.v.m.
Vermisst wurde der persönliche Kontakt zu den Benutzer*innen. Schwer gefallen sind alle Maßnahmen, Bibliotheken so ungemütlich wie möglich zu gestalten, damit bloß niemand auf die Idee käme, sich länger als nötig dort aufzuhalten. Tröstend war die Erkenntnis, dass Bibliotheken von Menschen als „lebenswichtig“ erachtet und der Zugang zu physischen Medien, Arbeitsplätzen und sonstigen Vor-Ort-Angeboten enorm vermisst wurde. Oder aus Nutzersicht gesprochen: „Ich hätte vor 2020 nicht damit gerecht, so selten Bibliotheken zu besuchen. Und ich hätte nicht damit gerechnet, wie hilfreich, freundlich, engagiert alle BibliothekarInnen, mit denen ich Kontakt hatte, online sein können.“ Ja, wir haben uns alle Mühe gegeben, obgleich es für Bibliotheksbeschäftigte nicht immer leicht war, denn persönliche Sorgen, Personalengpässe und uneinsichtige Besucher*innen begleiteten uns natürlich auch durch das Jahr.
Was können wir mit in das neue Jahr nehmen?
- Bibliotheken bieten für ihre Benutzer*innen weiterhin so viel Service wie möglich, innerhalb der notwendigen gesetzten Beschränkungen.
- Wir bauen die Präsenz von Bibliotheken in der Öffentlichkeit aus und positionieren uns als wichtige Institution der Demokratieförderung.
- Bibliotheken knüpfen an die positiven Erfahrungen mit virtuellen und agilen Arbeitsformen an und entwickeln in Krisenzeiten Erlerntes weiter. Dazu gehört eine „Corona-Retrospektive“ mit dem Ziel, die verschiedenen Maßnahmen, Tools und Erfahrungen als Lessons Learned zu verbreiten.